Lyrik und Prosa



P: Die Sonne hinten den Sturmwolken

(An Horst Lambrecht )

Ich sitze nervös unter dem großen Nussbaum. Ich habe nicht viel Zeit, um den Artikel zu beenden, aber die Worte kommen nicht. Meine Gedanken sind schon längst mit den dunklen Wolken weggerannt. Und der Wind zerzaust meine langen Haare. Ich sollte bei dem Sturm lieber nicht unter einem Baum sitzen. Der erste Blitz und dann das Krachen. Komisch, ich habe dieses Gefühl irgendwo schon mal gehabt. Vielleicht in einem Zug? Damals habe ich gedacht, dass ich nicht schreiben kann. Dann habe ich eine warme Hand auf meiner Schulter gefühlt und eine freundliche Stimme hat mir gesagt, ich solle kurz über die Gedanken schreiben, die in meinem Kopf herumwirbeln: über Liebe, über Tod, über die Sachen, die mich interessieren. Am grauen Himmel öffnet sich ein Fenster, durch das die Sonne auf mich scheint. Ja, jetzt weiß ich schon, wie das Ende des Artikels lauten wird. Das Gewitter kann kommen, Tornados können mein Haus zerstören, aber die Sonne wird immer hinten den Sturmwolken scheinen. Und mein Freund mit den warmen Worten wird für ewig in meinem Herzen bleiben.

Fünfkirchen, den 8. Juli 2008